Luther ist tot – Zum 500. Geburtstag von Martin Luther
Anlässlich des 500. Geburtstages Martin Luthers fand auf dem Platz zwischen Philharmonie und Matthäi-Kirche eine große Festveranstaltung statt. Dargestellt wird das Leben um 1546: Bauern bieten ihre Waren an, Vaganten führen zeitgenössische Stücke auf, in der Bürgerschänke herrscht fröhliche Geselligkeit, Landsknechte und Bettelmönche ziehen durch die Stadt, Bader und Barden preisen ihre Kunst an. Alle reden von den Mühen des täglichen Lebens, von Luther und seiner Lehre, von den Schrecken der Bauernkriege oder von dem drohenden Krieg, der später einmal der "Schmalkaldische" genannt werden wird. Mitten in dieses Treiben platzt die Nachricht von Luthers Tod. Die Szene verändert sich – die wichtigsten Stationen in Luthers Leben nehmen noch einmal Gestalt an: der Anschlag der 95 Thesen, Luther vor dem Reichstag, die Disputation mit Eck. Luther nimmt ein letztes Mal Stellung zu seinen Lehren, verteidigt, erklärt: bis dann die Veranstaltung ihrem gegenwartsbezogenem Ende entgegengeht.
Beteiligt an diesem Schauspiel sind neben einigen Berufsschauspielern überwiegend Amateurgruppen, so auch die Trinitatis-Theatergruppe.
Die Vorbereitung auf dieses Ereignis war für uns etwas völlig Neues. Unsere Gruppe bekam die Aufgabe, die Zunft der Brauer mit Bierausschank darzustellen. Wir ergänzten das Leben vor dem Zunftzelt mit zwei Badern (echte Zahnärzte), die vor dem Zunftzelt den leidenden Bürgern schmerzende (falsche) Zähne zogen, wobei nicht wenig (echtes) Theaterblut floss. Zwischendurch gab ein Barde gefühlvoll Minnelieder zum Besten. Sind wir doch gewohnt, gegebene Texte auswendig zu lernen und Regieanweisungen der Autoren zu befolgen. Hier mussten wir nun in Personen der damaligen Zeit schlüpfen, unsere Rollen selbst festlegen, unsere Texte selber schreiben und uns darauf vorbereiten, Reaktionen des Publikums sofort wieder in unser Spiel einzubeziehen. Deshalb beschäftigten wir uns eingehend mit dieser Zeit: wie lebten die Menschen damals? Wie war die gesellschaftliche Struktur? Was dachten die Leute über Kirche und Religion? Viele Bücher wurden gewälzt, so manche Stunde diskutiert, bis jeder seine Rolle und seinen Text gefunden hatte. Jeder hatte für sich einen neuen Charakter geschaffen, mit dem er sich während des Spektakels identifizierte.